Produktivität

In drei Schritten zur Inspiration an unerwarteten Orten

Ideen können an Orten geboren werden, an denen man sie am wenigsten erwartet. Der Autorin J. K. Rowling kam die anfängliche Idee zu Harry Potter, als sie in einem Zug saß, der sich verspätete (Englisch). John Lennon wurde zu dem Lied „Being for the Benefit of Mr. Kite!“ inspiriert, als er sich in einem Antiquitätengeschäft ein interessantes Poster ansah (Englisch). Und Nikola Tesla kam seine Idee vom elektrischen Wechselstrom bei einem gemütlichen Spaziergang.

Wie haben sie das gemacht? Wie Steve Jobs einmal sagte (Englisch): „Kreativität bedeutet nur, die Dinge zu verbinden. Wenn man kreative Menschen danach fragt, wie sie etwas gemacht haben, fühlen sie sich ein wenig schuldig, weil sie es nicht wirklich gemacht haben, sie haben lediglich etwas erkannt. Nach einer Weile schien es ihnen offensichtlich zu sein.“

Oft mag man sich festgefahren fühlen, während man tatsächlich kurz vor dem Durchbruch steht und man nur einen kleiner Schubser braucht, um die Idee zu Ende zu bringen. Verknüpfungen zwischen verschiedenartigen Elementen herzustellen, kann „Aha“-Erlebnisse auslösen, die dir den Weg zur Antwort weisen.

Die nachfolgenden drei Schritte helfen dir dabei, diese schwer zu fassenden Verknüpfungen herzustellen und deiner Kreativität neuen Schub zu verleihen:

Schritt 1: Schule dein Gehirn in divergentem Denken

In unserem Freundes- oder Kollegenkreis kennen wir alle diese Person, die ungewöhnlich kreativ ist und ständig mit Ideen aufwartet, die uns selber nie in den Sinn gekommen wären. Während manche Menschen bereits von Natur aus stärker dazu neigen, solche Verknüpfungen herzustellen, kann wirklich jeder lernen, wie man dank divergentem Denken Inspiration an unerwarteten Orten findet.

Diese Denkweise verbindet Ideen auf der Basis von assoziativem Gedächtnis und neuen Konzepten. Sie fördert spontane, frei fließende Gedanken, die mehrere Lösungen für ein Problem in Betracht ziehen. Dies mag beschwerlich klingen, und es kann auch einige Zeit dauern, dein Gehirn in dieser Denkweise zu trainieren, aber es gibt Techniken, mit denen du die Fähigkeit zu divergentem Denken entwickeln kannst.

  • Synektik-Übungen schulen dich darin, Verknüpfungen zwischen Konzepten, Objekten oder Ideen herzustellen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Zu Beginn suchst du dir zwei beliebige Dinge aus, beispielsweise eine Lampe und eine Packung Taschentücher, und notierst dir so viele Assoziationen, wie du dir vorzustellen vermagst. Zum Beispiel könntest du beide Gegenstände in einem Büro vorfinden und einen Lampenschirm aus Taschentüchern anfertigen. Wiederhole diese Übung jeden Tag mit anderen Gegenständen.
  • Die SCAMPER-Technik ist ein kreativer Brainstorming-Ansatz, der eine vorhandene Idee einer Reihe von Filtern aussetzt:
    • Substitute – (Ersetze) Welcher Teil dieses Prozesses oder dieser Idee lässt sich ersetzen?
    • Combine – (Kombiniere) Kannst du zwei oder mehr Bestandteile kombinieren?
    • Adapt – (Adaptiere) Was könntest du sonst noch tun, oder auf welche Weise könntest du die vorhandene Idee anpassen?
    • Modify – (Modifiziere) Welche Änderungen könntest du vornehmen, um bessere Ergebnisse zu erzielen?
    • Put to another use – (Finde weitere Verwendungen) Wie könnte diese Idee andere Probleme lösen?
    • Eliminate – (Eliminiere) Was würde passieren, wenn du XYZ entfernen würdest?
    • Reverse – (Kehre um) Wie könntest du den aktuellen Status oder Arbeitsablauf neu strukturieren?

Schritt 2: Erledige die Vorarbeiten und halte alle deine Ideen fest

Während divergentes Denken deinem Gehirn helfen kann, unerwartete Zusammenhänge zu finden, handelt es sich beim konvergenten Denken um den Prozess zum Bewerten und Verfeinern deiner Optionen, um dir bei der Auswahl und Entwicklung der vielversprechendsten zu helfen. Beide Denkweisen sind für den kreativen Prozess unabdingbar.

Die Verknüpfungen, die du herstellst, werden nur so gut sein wie deine Vorgaben in Form deiner Ideen, Gedanken, Beobachtungen und Notizen. Danach ist es wichtig, einfach alles festzuhalten, damit du vom Verknüpfen zweier zufälliger Objekte zu einer inspirierten Verknüpfung zweier Ideen gelangen kannst, zwischen denen zuvor kein Zusammenhang bestand.

Mache es dir zur Gewohnheit, deine Ideen aus deinem Kopf in eine Notiz zu bekommen. Notiere dir all die unausgegorenen Ideen, die dir unter der Dusche oder auf dem Spaziergang in den Sinn kommen. Halte Wörter, Zeichnungen, Bilder oder Fotos fest, die dich ansprechen. Du brauchst weder einen Plan für sie zu haben noch zu verstehen, warum sie dich inspirieren. Diese Verknüpfungen kannst du später herstellen.

Erstelle als Erstes ein Notizbuch namens „Ideen“ in Evernote, um all deine aus dem divergenten Denken resultierenden Einfälle festzuhalten, und plane dann einmal wöchentlich ein bestimmtes Zeitfenster für das konvergente Denken ein. Gehe dein Notizbuch dabei bewusst durch. Stechen irgendwelche Ideen heraus? Markiere sie zur weiteren Ausarbeitung. Und selbst wenn eine Idee nicht sofort geeignet zu sein scheint oder sich zunächst verrückt anhören sollte, bedeutet das nicht, dass sie nicht irgendwann einmal von Nutzen sein wird. Lasse sie einfach dort stehen und suche mit deinem divergenten Verstand weiter nach diesem flüchtigen Funken der Inspiration.

Expertentipp: Mache in Evernote von Schlagwörtern Gebrauch, um deine Ideen nach übergeordneten Begriffen wie Kategorien, Erinnerungen oder Orten zu organisieren.

Schritt 3: Bringe das Unerwartete ins Spiel

Die Inspiration kann jederzeit zuschlagen. Vielleicht siehst du dir gerade einen Film an, unterhältst dich mit Nachbarn oder hörst dein Lieblingslied, aber im Hintergrund ist dein Gehirn damit beschäftigt, Verknüpfungen zwischen der scheinbar wahllosen Aktivität und all deinen heranreifenden Ideen herzustellen.

Während du dabei bist, dein Gehirn zu trainieren, solche Zusammenhänge leichter zu erkennen, und eine Bibliothek mit Ideen und Notizen anzulegen, ist es an der Zeit, unerwartete Elemente ins Spiel zu bringen, um deiner Kreativität und Inspiration neue Impulse zu geben. Entscheidend ist es, deinen Fokus wirklich auf das Unerwartete zu richten. Es mag dir unbeholfen oder unbehaglich vorkommen, in eine völlig andere Richtung loszumarschieren. Es kann sich auch wie reine Zeitverschwendung anfühlen. Aber je vielfältiger deine Erfahrungen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass du innovativ bist.

Du kannst das Unerwartete beispielsweise durch folgende Aktivitäten ins Spiel bringen:

  • Lies Biografien oder Geschichtsbücher. Zu sehen, wie andere mit schwierigen Problemen umgegangen sind, kann uns neue Lösungen aufzeigen, auch wenn die genauen Umstände sehr unterschiedlich sein mögen.
  • Such dir ein neues Hobby. Neuheit stimuliert das Belohnungszentrum unseres Gehirns, was unser Gedächtnis verbessern und uns zu weiteren Erkundungen motivieren kann.
  • Höre Musik. „Fröhliche“ Musik, wie beispielsweise Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, sorgt für eine leichte Ablenkung, die unsere geistige Anspannung lockert und divergentes Denken fördert.
  • Rede mit jemand Neuem. Ein Gespräch mit einem Unbekannten oder mit einer Person, die wir nicht besonders gut kennen, zwingt uns dazu, in neuen Bahnen zu denken, anstatt uns auf gewohnte Antworten zu verlassen.

Expertentipp: Speichere und kommentiere PDF‑Dateien und andere Inhalte in Evernote, um deine Gedanken und Reaktionen festzuhalten, während du dem Unerwarteten ausgesetzt sind.

Bonus: Stelle Verknüpfungen in Teamarbeit her

Diese Ansätze zielen zwar darauf ab, dein eigenes Denken zu schulen, aber du kannst sie auch nutzen, um in Teamarbeit Verknüpfungen herzustellen – insbesondere im Rahmen von kreativen Brainstorming-Sitzungen.

Bei einem herkömmlichen Brainstorming in Gruppen können Dutzende von einzigartigen Ideen auftauchen, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Wenn du die zuvor beschriebenen Methoden damit kombinierst, kannst du alle Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel hinlenken, die Ideen aller als Grundlage nutzen und unerwartete Verknüpfungen aufspüren.

Am einfachsten kannst du divergentes Denken durch Brainwriting (Englisch) in deinem Team einführen. Dabei schreibt jede Person ihre Ideen anonym auf ein Blatt Papier, und sämtliche Teammitglieder erhalten die Gelegenheit, diese Ideen zu kommentieren oder sie weiterzuentwickeln.

Die Kreativitätstechnik des Brainwriting wird in unterschiedlicher Form angewendet, darunter folgende:

  • Interaktives Brainwriting: Statt die Karteikarten mit Ideen einfach zu sammeln, werden sie an andere Teammitglieder weitergegeben. Die Teammitglieder können den Notizen dann Kommentare oder zusätzliche Ideen hinzufügen, bevor sie sie wiederum an die nächste Person weitergeben.
  • 6-3-5-Brainwriting: Bei dieser Vorgehensweise erzeugen Gruppen aus sechs Personen jeweils drei Ideen pro Runde, wobei jede Runde fünf Minuten dauert. In der ersten Runde schreibt jede Person kurz drei Ideen auf ein Blatt Papier. In der zweiten Runde wird das Blatt an die jeweils neben einem sitzende Person weitergereicht, die sich den ersten Satz von Ideen durchliest und darunter einen weiteren Satz von drei Ideen ergänzt. In den Runden drei, vier, fünf und sechs wird das Blatt reihum weitergegeben, um das Blatt um weitere bzw. verbesserte Ideen zu ergänzen. Sobald man sein eigenes Blatt zurückbekommen hat, ist der Prozess abgeschlossen.
  • Kollaboratives Brainwriting: Beim kollaborativen Brainwriting wird ein großes Blatt Papier an eine Wand gehängt und in der Nähe werden Textmarker ausgelegt. Anschließend schreibst du die Frage, das Problem oder das Stichwort auf das Blatt und forderst die übrigen Teammitglieder dazu ein, ihre Ideen auf dem Blatt zu notieren, sobald sie sich inspiriert fühlen. Dabei können sie auch Kommentare abgeben oder bereits niedergeschriebene Ideen weiterentwickeln.

Expertentipp: Speichere ein Foto eures kollaborativen Brainwriting-Ergebnisses in Evernote, und gib es zur späteren Durchsicht oder als Referenz für das Team frei.

Die Macht der Verknüpfungen

Wissen allein genügt nicht, um die Kreativität zu entfachen. Das Geheimnis, um die eigene Inspiration zu entfalten und die Welt mit anderen Augen zu sehen, besteht darin, neue Verbindungen zwischen den bereits vorhandenen Informationen zu knüpfen.

Wenn du also das nächste Mal an einem Projekt arbeitest oder dir das nächste große Ding einfallen lässt, erinnere dich daran: Du bist einem kreativen Durchbruch näher als du denkst. Manchmal ist alles, was dir dazu noch fehlt, einfach nur eine kleine Prise Unerwartetes.

Mit Evernote lassen sich Aufgaben effektiv und mühelos organisieren.

Kostenlos registrieren